MIT-Konjunkturbrief Mittelstand aktuell November 2025

Datum des Artikels 11.11.2025
Bund aktuell

Im zweiten Quartal hat der Aufschwung eine Pause eingelegt. Investitionen und Produktion haben zugelegt, ebenso die Fahrleistung. Auch die Auftragsbücher sind besser gefüllt. Der Mittelstand beschäftigt so viele Menschen wie nie zuvor, die Arbeitslosenquote ist leicht rückläufig und die Unternehmen wollen wieder häufiger einstellen. Die Stimmung im Mittelstand verbessert sich weiter und auch der IWF ist für Deutschland zuversichtlicher geworden. Allerdings bleibt der Druck auf die Wirtschaft gewaltig. Wie nie fallen Unternehmen im internationalen Wettbewerb zurück. Die zunehmenden Handelsbeschränkungen belasten den Außenhandel. Im Mittelstand sinken die Umsätze gefährlich, während die Löhne rasant steigen. Der so entstehende Kostendruck führt dazu, dass immer mehr Unternehmen aufgeben, gleichzeitig werden aber immer weniger gegründet. Deutschland verliert im internationalen Wettbewerb der unternehmensfreundlichsten Standorte an Boden: Der Staat ist zu aufgebläht und das Regulierungsdickicht zu dicht. Die Politik muss Lohnkosten, Steuerbelastung und Bürokratie rasch in den Griff bekommen, um die Wirtschaft zu entfesseln.

Wirtschaftsleistung: Nach dem Rückgang des BIP in Q2 um 0,2% blieb die Wirtschaftsleistung in Q3 unverändert (0,0% zum Vorquartal). Im Vorjahresvergleich lag das BIP in Q3 um 0,3% höher. Positiv haben sich in Q3 die Investitionen entwickelt, negativ eingezahlt haben die nachlassenden Exporte (Destatis 30.10.25). Die Produktion ist zuletzt um 1,3% gegenüber dem Vormonat gestiegen, lag aber noch leicht unter Vorjahresniveau (Destatis 06.11.25). Im Mittelstand nahmen die Umsätze zuletzt ab und lagen im Oktober um 2,7% unter dem Vorjahr (DATEV 21.10.25). Die Fahrleistung, ein wichtiger Frühindikator für die Wirtschaftsleistung, ist im Oktober um 0,3% gestiegen (Destatis 07.11.25). Der IWF hat seine Prognose für das Wachstum leicht angehoben und geht nun für das Gesamtjahr von 0,2% aus (2026: 0,6%) (IWF 14.10.25).

Auftragslage: Im Verarbeitenden Gewerbe waren die Auftragsbücher im August etwas voller, der Auftragsbestand lag um 5,0% über dem Vorjahresniveau (Destatis 20.10.25). Der Eingang neuer Aufträge ist hingegen gegenüber dem Vormonat um 0,8% gesunken, vor allem durch den Einbruch der Nachfrage nach Kfz (-6,4%) (Destatis 07.10.25).

Insolvenzen und Gründungen: Seit Jahresbeginn wurden 12 803 Insolvenzen registriert, das waren 4% mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Unternehmensgründungen ging um 3% zurück (D&B 03.11.25).

Preisentwicklung: Die Inflationsrate lag im Oktober bei 2,3%, ohne Nahrungsmittel und Energie (Kerninflation) lag sie bei 2,8% (Destatis 30.10.25). Die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte lagen im September hingegen um 1,7% unter dem Vorjahresniveau (Destatis 20.10.25).

Arbeitsmarkt: Der Mittelstand hat mit 33 Mio. Erwerbstätigen so viele Beschäftigte wie nie zuvor (KfW 04.11.25). Im Oktober sank die Arbeitslosenquote um 0,1 Prozentpunkte auf 6,2% (ILO-Erwerbskonzept: 4,1%) (BA 30.10.25). Die Unternehmen wollen weniger Stellen abbauen als in den vergangenen Monaten (ifo 30.10.25). Im Mittelstand lag die Lohnsteigerung im September bei satten 4,1% gegenüber dem Vorjahr, also weiterhin deutlich über der allgemeinen Preissteigerung (DATEV 21.10.25).

Außenwirtschaft und Lieferketten: Im September sind die Exporte gegenüber dem Vormonat um 1,4% und die Importe um 3,1% gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr nahmen die Exporte um 2,0% und die Importe um 4,8% zu (Destatis 07.11.25). Allerdings zeigen die zunehmenden Handelsbeschränkungen für Seltene Erden Wirkung. Zuletzt meldeten 10,4% der Unternehmen Engpässe (Juli: 7,0%, April: 3,8%) (ifo 29.10.25). Auch der Containerumschlag-Index ist im September gegenüber dem Vormonat gesunken (RWI/ISL 31.10.25). Entsprechend hat sich die Stimmung in der deutschen Exportwirtschaft eingetrübt (ifo 28.10.25).

Finanzierung: Unternehmen kommen schwerer an neue Kredite, in Q3 lehnten 13% der Banken häufiger Kreditanträge ab. Ursache sind erhöhte Kreditrisiken, etwa durch die US-Zollmaßnahmen (KfW 06.11.25). Immerhin hielten zuletzt wieder weniger KMU das Verhalten der Banken für zu restriktiv (KfW 16.10.25).

Standortwettbewerb: Deutschland ist im internationalen Ranking der wirtschaftlich freiesten Länder seit 2015 (Rang 9 der Gesamtwertung) erheblich zurückgefallen (2025: Rang 15). Vergleichsweise gut schneidet Deutschland immer noch in der Unterkategorie Rechtssystem & Eigentumsrechte ab (Platz 13) – doch gerade hier war der Rückgang am größten. Mit Rang 127 ist der größter Problembereich Deutschlands die Größe des Staates (Frazer/INSM 30.10.25). Im Oktober berichteten mehr Unternehmen als jemals zuvor (36,6%) von einem Rückgang ihrer Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Ländern außerhalb der EU (ifo 11.11.25). Dennoch hat die Zufriedenheit der Wirtschaft mit der Wirtschaftspolitik zuletzt leicht zugenommen (GBP 30.10.25).

Geschäftsklima: Nach einem Dämpfer im September setzt das mittelständische Geschäftsklima seinen Erholungskurs fort, den es zu Jahresbeginn eingeschlagen hat (KfW/ifo 07.11.25). Auch das Geschäftsklima im mittelständisch geprägten Einzelhandel ist zuletzt angestiegen (ifo 03.11.25). Im Wohnungsbau hat sich die Stimmung im September merklich aufgehellt und erreichte den höchsten Wert seit August 2022 (ifo 20.10.25).

Mehr zum Thema

Themen